Geschichte der Synagoge
Das jüdische Leben in Ústí nad Labem1 entwickelte sich ab 1848, nachdem es der jüdischen Bevölkerung erlaubt wurde war, sich dort niederzulassen.2 1863 gründete sich vor Ort der jüdische Kultusverein, der im selben Jahr zum Bau einer Synagoge ein Grundstück an der Wallgasse 154 erwarb.3 Die Synagoge wurde 1880 errichtet und zu Beginn des 20. Jahrhunderts erweitert.4
Nach der Okkupation Böhmens durch die deutsche Wehrmacht 1938 erfolgte die Zerstörung der Synagoge. Bei einem Brand blieben nur die Außenmauern und das Erdgeschoss des Gebäudes erhalten. Auf den Resten des Baus entstanden 1940 eine Fleischerei und ein Gefolgschaftsheim, die während der Bombardierung 1945 stark beschädigt wurden.5 Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auf dem Areal und den umliegenden Flächen ein Busbahnbahnhof angelegt. Am einstigen Standort der Synagoge – in ihrem Keller – entstand eine öffentliche Toilette.6 In den Jahren darauf erfolgte der Rückbau der Anlage und ihre Gestaltung als Rasenfläche. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurde das gesamte Areal mit dem Einkaufszentrum "Forum" überbaut, das 2009 eröffnete.7 Vor Ort gibt es keinen Verweis auf die frühere Synagoge und den Umgang mit dem Areal nach ihrer Zerstörung.
Da sich die jüdische Gemeinde von Ústí nad Labem aufgrund der Verfolgung im Nationalsozialismus stark verringerte und in den Jahrzehnten danach weiter verkleinerte, kam es nicht zum Wiederaufbau oder Neubau einer Synagoge.
- [1] Aussig, deutschsprachige Bezeichnung bis 1945.
- [2] Vgl. Kieval, Hillel J.: Ungleiche Mobilität. Die Juden, der Staat und die Gesellschaft in einer Zeit voller Wiedersprüche, 1790–1860. München 2020, S. 121.
- [3] Vgl. Fedorovič, Tomáš u. Kaiser, Vladimír: Historie židovské komunity v Ústí nad Labem. Ústí nad Labem 2005, S. 98.
- [4] Vgl. ebenda, S. 100.
- [5] Vgl. ebenda.
- [6] Vgl. ebenda.
- [7] Vgl. Houfek, Václav: Ústecké skoky časem. Ústí nad Labem 2012, S. 7.
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Darstellung der Synagoge
Es liegen keine Postkarten mit der Synagoge von Ústí nad Labem als Einzelmotiv vor.
Signifikant in der Darstellung des Gebäudes war die Perspektive vom Aussichtspunkt "Větruše"1 südlich der Innenstadt, von wo aus die meisten historischen und kommerziellen Totalansichten der Stadt entstanden. Aus dieser Perspektive befand sich die Synagoge bis zu ihrer Zerstörung 1938 in der ersten Reihe der Stadtsilhouette und hätte Bestandteil der meisten Ansichten sein müssen. Tatsächlich ist die Synagoge jedoch auf den meisten Ansichtskarten vom Aussichtspunkt Větruše aus verstellt, beschnitten oder nicht Teil des Motives. Die hier veröffentlichte Auswahl hat den Fokus auf Postkarten mit der abgebildeten Synagoge bzw. des Areals ihres ehemaligen Standortes.
Da Bildmotive von Postkarten oft über Jahre bzw. Jahrzehnte wiederkehrten und gekaufte Karten erst später verwendet wurden, entsprechen die Bildmotive in manchen Fällen nicht den tatsächlichen städtebaulichen Situationen zum Zeitpunkt des Versendens. Die Differenz ist im Fall von Ústí nad Labem auffallend, da die 1938 zerstörte Synagoge auf den zwischen 1938 bis 1945 versendeten Karten noch abgebildet ist.
- [1] Ferdinandshöhe, deutschsprachige Bezeichnung bis 1945.
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