Görlitz

Geschichte der Synagogen

Im Mittelalter gab es in Görlitz zunächst eine jüdische Bevölkerungsgruppe. Nach mehrfachen Vertreibungen im 13. Jahrhundert blieb ihr das Siedlungsrecht über Jahrhunderte verwehrt.1 Durch die neue territoriale Zugehörigkeit von Görlitz zu Preußen ab 1815 wurde die Ansiedlung der jüdischen Bevölkerung ab 1847 gestattet.2 1850 gründete sich eine neue jüdische Gemeinde.3 Sie nutzte ab 1853 ein Varieté im Hinterhof des Hotels "Weißes Roß" als Synagoge und passte den Bau der Nutzung an.4 Über die Jahre wuchs die jüdische Gemeinde, und es entstand der Wunsch nach einer eigenen Synagoge auf eigenem Grund. Daher erwarb die Gemeinde ein Grundstück an der Otto-Müller-Straße und baute zwischen 1909 bis 1911 die "Neue Synagoge". Ausführende Architekten waren William Lossow und Hans Max Kühne.5 Die alte Synagoge wurde nachfolgend nicht mehr von der jüdischen Gemeinde genutzt.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten kam es zu Verhaftungen und Diskriminierungen der jüdischen Bevölkerung, viele wanderten aus. In der Reichspogromnacht 1938 wurde die "Neue Synagoge" angezündet. Durch den Einsatz der Feuerwehr konnte der Schaden begrenzt werden und die Trägerstruktur der Synagoge blieb erhalten.6 Die alte Synagoge, die dem Stadttheater ab 1911 als Lager diente, wurde bei den Novemberpogromen nicht beschädigt.7 Nach der Verfolgung im Nationalsozialismus gab es in Görlitz nahezu keine jüdische Bevölkerung mehr. 1963 kaufte die Stadt Görlitz das Gebäude der "Neuen Synagoge".8 Ab 1979 organisierten Jugendliche Veranstaltungen zum Gedenken an die Pogrome von 1938, diese Tradition wurde in den 1980er–Jahren von der evangelischen Kirche fortgeführt.9

Nach 1989 organisierten sich in Görlitz Initiativen für die Öffnung und den Erhalt der "Neuen Synagoge". Es erfolgten Sicherungsmaßnahmen und eine Renovierung des Baues von 2013 bis 2020.10 Die "Neue Synagoge" wurde 2021 als "Kulturforum Görlitzer Synagoge" wiedereröffnet. Der Bau dient heute primär als Veranstaltungsraum, parallel besteht die Möglichkeit der Nutzung als Synagoge.11 Die alte Synagoge wurde 2012 von Privatpersonen gekauft, die den Ort als Literaturhaus mit der Vermittlung seiner Geschichte partiell öffentlich zugänglich machen.12

  • [1] Vgl. Otto, Roland: Geduldet und vertrieben – ein historischer Überblick bis 1847. Görlitz 1990, S. 7.
  • [2] Vgl. ebenda, S. 8/9.
  • [3] Vgl. ebenda, S. 10.
  • [4] Vgl. Coburger, Antje: Die alte Synagoge. Görlitz; Zittau 2003, S. 27.
  • [5] Vgl. Roland, Otto: Im Zentrum der Oberlausitzer Juden – Görlitz. Bautzen 1998, S. 114.
  • [6] Vgl. ebenda, S. 125.
  • [7] Vgl. Coburger 2003 (wie Anmerkung 4), S. 32.
  • [8] Vgl. Heidrich, Steffen: Neubeginn und Restitutionsfragen 1945–1963. Berlin; Leipzig 2021, S. 131.
  • [9] Vgl. Klei, Alexandra: Die Synagoge in Görlitz nach 1945. Berlin; Leipzig 2021, S. 144.
  • [10] Vgl. Jacobowitz, Alex: Die neue Görlitzer Synagoge. Berlin; Leipzig 2021, S. 17.
  • [11] Vgl. Görlitzer Kulturservicegesellschaft mbH: Kulturforum Görlitzer Synagoge. Online (28.04.2023).
  • [12] Vgl. Michel, Rainer: Literaturhaus Alte Synagoge. Online (28.04.2023).
  • Quellen »

Darstellung der Synagogen

Es liegen keine Postkartenmotive der alten Synagoge als Einzelmotiv oder in Perspektiven vor. Bildnerisch ist sie aufgrund ihrer Lage im Hinterhof und der zurückgesetzten Fassade von der angrenzenden Langenstraße aus kaum fassbar.

Es liegt eine Postkarte mit der "Neuen Synagoge" als Einzelmotiv vor. Auf Postkarten mit Totalansichten der Stadt Görlitz ist sie hingegen nicht sichtbar. Perspektivisch sind diese in der Regel von Norden mit dem Fokus auf der Pfarrkirche St. Peter und Paul und die Neiße angefertigt worden. Die "Neue Synagoge" befand sich baulich weit hinter der Pfarrkirche. Ferner war auch die "Neue Synagoge" von diversen anderen größeren Gebäuden umgeben, wodurch sie solitär und perspektivisch kaum sichtbar wurde. Eine Ausnahme bildet an dieser Stelle, damals wie heute, die Ansicht von Osten, aus Richtung des Stadtparkes, welche das Einzelmotiv zeigt.